Abfall haus architektur


Die machen Lampen aus Seegras. Die machen Schüsseln aus Mais. Allein, das Experimentieren mit innovativen Materialien beschränkt sich nicht nur auf die Möbel- und Haushaltsindustrie. Architektinnen und Architekten beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit mit der Entwicklung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen wie etwa Palmenfasern, Myzelien und Hanf. Eine davon ist die New Yorker Architekturforscherin Mae-ling Lokko, die kommende Woche an der Universität für angewandte Kunst einen Vortrag halten wird. Seit rund 15 Jahren forscht die gebürtige Saudi-Araberin, die in Ghana und auf den Philippinen aufgewachsen ist, zu den Potenzialen jener Abfallstoffe, die als Nebenprodukt der globalen Nahrungsmittelproduktion anfallen — des sogenannten Agrowaste. Weltweit fabrizieren wir, während wir unsere Schnitzel und Pommes frites heranzüchten, rund Milliarden Tonnen Müll pro Jahr, Tendenz steigend. Der überwiegende Teil der hier anfallenden Fasern und organischen Müllberge landet auf der Deponie oder wird verbrannt. abfall haus architektur

Abwasserbehandlung in moderner Hausarchitektur

Doch bei elektrischen Verkabelungen und gedämmten, verklebt ummantelten muss man entweder aufgeben oder aber sich noch mehr anstrengen. Letztere Taktik jedenfalls hat sich gelohnt. Laut eigenen Angaben ist das zum überwiegenden Teil im Holzwerk vorgefertigte Umar nach Ablauf seiner Lebenszeit zu 98 Prozent wiederverwertbar. Das ist — abgesehen von Lehmbauten, Blockhäusern und traditionellen Bautypologien — im zeitgenössischen Bauen Weltrekord. Nicht nur in den Baustoffen, auch bei den Details erzählt das Umar eine schöne Geschichte von Vergänglichkeit und Ewigkeit: Die Kupferbleche an der Fassade, mit denen das Panoramafenster eingerahmt wurde, stammen von verschiedenen Bauwerken in der Umgebung und weisen daher auch unterschiedliche Oxidationsgrade auf. Und die Türknäufe, ein Entwurf des belgischen Designers Jules Wabbes, stammen aus einem Bankgebäude in Brüssel und kommen als leicht zerkratzte Vintageprodukte zum Einsatz. Vielleicht dauert es noch acht, vielleicht zehn, vielleicht zwölf Jahre, bis die Bauindustrie das kapiert und reagiert und in die eigene Philosophie integriert hat.

Nachhaltige Abfallentsorgung in Wohngebäuden In Rotterdam hat ein junges Architektenpaar ein Haus aus Recycling-Material gebaut. Ihre vier Wände aus gebrauchten Mauerziegeln sollten moderne Häuslebauer inspirieren.
Recycling-Integration in Architekturprojekten Badezimmerfliesen aus eingeschmolzenen Schneidbrettern? Ziegelsteine aus zertrümmerten Kloschüsseln?
Ökologische Bauweisen zur Abfallminimierung Die machen Lampen aus Seegras. Die machen Schüsseln aus Mais.

Nachhaltige Abfallentsorgung in Wohngebäuden

In Rotterdam hat ein junges Architektenpaar ein Haus aus Recycling-Material gebaut. Ihre vier Wände aus gebrauchten Mauerziegeln sollten moderne Häuslebauer inspirieren. Welches ist denn nun das neue Haus? Nummer Schon dran vorbei gelaufen? Nina Aalbers öffnet die Tür und lacht. Hier ist der Eingang, willkommen im Abfallhaus. Dann steht halt Ferrys Rennrad und der Rucksack im Weg zur Küche. Das hier ist kein Showroom, kein Statussymbol, sondern ein sehr praktisches Privathaus. Erstmal auf die Fensterbank setzen und plaudern. Eins vorweg: Mit Abfall bauen ist nicht billiger. Ganz im Gegenteil, neue Wege beschreiten, die noch keiner vorher gegangen ist, das ist immer ein Risiko. Auch finanziell. Geld spielt eine Rolle! Nicht dass die Endzwanziger zuviel davon hatten, als sie mit den Entwürfen anfingen. Sie planten ein schlichtes, kleines Häuschen für ihre persönlichen Bedürfnisse. Viel Eigenleistung, kein Schnickschnack. Baumaterial wiederverwerten? In Deutschland denkt man da an Trümmerfrauen, die nach dem zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau persönlich vorantrieben und alles verwendeten, was ihnen unter die Finger kam.

Recycling-Integration in Architekturprojekten

Bemerkenswert ist das Projekt in der britischen Küstenstadt alle Male. Über ein Jahr wurde an dem einstöckigen Haus mit einer Wohnfläche von 85 Quadratmetern gebaut. Insgesamt haben Menschen in irgendeiner Form mitgemacht. Der Zulauf war riesig, weil auch die örtliche Presse viel darüber berichtete. Alle sind sich einig: Ohne das freiwillige Engagement wäre das Projekt so nicht umgesetzt worden. Architekt Baker-Brown schätzt die Kosten des Hauses ohne die Arbeit der Freiwilligen auf umgerechnet EUR oder EUR pro Quadratmeter. Hunderte Schulkinder staunten schon nicht schlecht über gebrauchte Zahnbürsten, die statt Styropor oder Dämmwolle nun als Isoliermaterial eine neue Aufgabe gefunden haben. Insgesamt wurden knapp 20 Zahnbürsten im ganzen Haus eingebaut — gespendet von Privatleuten und dem Flughafen Gatwick. Für die Wärmedämmung wurden zwei Tonnen Stoff verarbeitet — unter anderem gebrauchte Jeans, alte Teppiche und Jacken made in China. Optimal, um Wärme lange zu speichern, meinen die Architekten.